"Natural Born Killers" dürfte bis heute noch der abgedrehteste Film sein, den Oliver Stone im Laufe seiner wechselhaften Filmkarriere gedreht hat: Das White Trash-Pärchen Mickey und Mallory düst metzelmordend durch die USA und wird von Jugendlichen und Fernsehsendern als Helden gefeiert. Nachdem Mickey und Mallory schließlich gefasst werden, landen Sie zunächst im Gefängnis. Mickey nutzt jedoch geschickt ein TV-Interview mit dem Boulevard-Journalisten Wayne Gayle, um im Gefängnis einen Aufstand anzuzetteln und mit Mallory zu fliehen...
"Natural Born Killers" ist eine bitterböse Satire auf die von Trash und Gewalt geprägte Medienwelt der USA, die die Limits des guten Geschmacks bis ans Limit antestet. Ursprünglich entstammte die Geschichte einer Idee von Quentin Tarantino, der sich aber später von dem, was Stone daraus machte, distanzierte. Angesichts der für das Mainstream-Kino übermäßigen Gewaltdarstellung entwickelte sich der Film schnell zum Skandal und sollte nach dem Willen einiger Politiker in Deutschland sogar verboten werden. Jemand wie Oliver Stone, der schon immer die Filme gemacht hat, die er für richtig hielt, auch wenn sie kaum kommerziell erfolgsversprechend waren, dürfte zwar wohl kaum auf die Idee gekommen sein, den oberflächlichen Thrill zu suchen und mit möglichst viel Gewalt das Kinopublikum in seinen Film zu locken. An der Kontroverse, die der Film entfacht hat, ist Oliver Stone aber auch nicht ganz unschuldig. Handwerklich ist der Film zwar durchaus gut gemacht. Das Zusammenspiel von überdrehtem Zynismus und rasanten Schnitten ist auf jeden Fall sehenswert. Als wirklich ernsthafte Medienkritik ist der Film aber einfach zu wenig aussagekräftig und undistanziert im Umgang mit der Gewalt, die hier so pointiert auf dem Bildschirm gezeigt wird. Stone gibt zu wenig zu erkennen, worum es ihm denn nun genau geht und in welche Richtung der Film laufen soll. Zwar erwähnt Stone immer wieder die "Dämonen", die nicht nur Mickey und Mallory, sondern später auch den Polizisten Scagnetti und den Journalisten Gayle befallen, doch fällt es schwer, der Linie von Stone zu folgen, wonach es ihm in erster Linie darum gegangen sei, zu zeigen, dass in jedem Menschen das Potential zum Gewalttäter steckt. Während es Stone in seinen früheren Filmen sehr gut verstand, zwischen den Zeilen eine "Message" zu vermitteln und diese sogar oft direkt durch Statements seiner Darsteller zu erkennen war, fehlt "Natural Born Killers" diese Klarheit, womit er es seinen häufig mit Anspruch auf die Moralhoheit auftretenden Kritikern gleichzeitig zu leicht macht, die "Natural Born Killers" nur allzu gerne auf eine reine Gewaltorgie reduzieren. Bei seinem permanentem Bilder-Bombardement hat es Stone einfach vernachlässigt, der Geschichte etwas mehr Sinn zu vermitteln und auch andere Perspektiven als die des metzelnden Mörder-Paares aufzuzeigen. In einem Punkt zumindest spricht "Natural Born Killers" durchaus Wahrheiten aus, wenn gezeigt wird, wie clever Mickey und Mallory die Medien als Plattform für sich nutzen und schließlich sogar noch als Helden gefeiert werden. Hier übertreibt der Film zwar, doch so weit entfernt ist diese Darstellung nicht von dem, was inzwischen Realität ist, wenn man einmal betrachtet, wie sensationslüstern die Massenmedien heutzutage in Talk-Shows und Containern Leuten ein Forum für ihre peinliche Selbstdarstellung bieten und dabei auch in inszenierten Shows Stars produzieren, die zwar nichts können und nichts sind, aber mit der Zeit zu Prominenz werden, die sie alleine ihrer dauerhaften Bildschirmpräsenz zu verdanken haben.